Die Ästhetik im Klettern

Der Fels einer Kletterroute offenbart sich in unterschiedlichsten Formen und der Kletterer muss sich bei seinen Bewegungen diesen Formen anpassen. Jede Form verlangt eine bestimmte Klettertechnik. Eine Verschneidung kann durch die Spreiz- oder Piaztechnik überwunden werden, Kleingriffige Felsplatten erfordern eine saubere Fusstechnik, in geneigten glatten Platten erfolgt die Fortbewegung durch Reibungskletterei. Die Anwendung der richtigen Technik kann viel Kraft sparen. Die Kletter- und Sicherungstechnik sind die äussere Seite des Kletterns.

Die Ästhetik betrifft mehr die innere Seite. Ein ästhetischer Kletterstil zeichnet sich durch Eleganz, Leichtigkeit und Sicherheit aus. Bedeutend dafür sind eine bewusstere Sinneswahrnehmung und eine mentale Übersicht. Je mehr wir sowohl uns in unseren Emotionen und Ängsten überschauen, als auch unsere Umgebung auf objektiver Weise wahrnehmen und z. B. die sensiblen Berührungen der Hände und des Körpers mit dem Fels empfinden, um so leichter und eleganter werden die Bewegungen. Eine Vertrautheit und Nähe mit der Umgebung kann entstehen und wir gewinnen eine grösseres Gefühl der Sicherheit.

Das Sarcatal bietet eine Vielfalt verschiedenster Kletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden, von einer Seillänge bis zu 1000 Meter hohen Wänden und in verschiedenen Stilarten. Gut abgesicherte Sportkletterrouten finden sich neben klassischen, alpinen Kletterrouten, in denen man auch selber Sicherungen wie Keile und Friends legen muss.

Entwicklung rhythmischer Klettertouren

Im Jahre 2004 haben wir – eine Gruppe von Kletterern – zusammen mit Heinz Grill begonnen, im Sarcatal und in den letzten Jahren auch in den Dolomiten, neue Kletterrouten zu schaffen. Aus seiner langjährigen Klettererfahrung hat Heinz Grill bestimmte Ideale entwickelt, wie eine Kletterroute gestaltet sein sollte, damit ein tieferes Erleben gefördert wird. Der Rhythmus, das “rhythmische Erleben im Klettern” wie es Heinz Grill bezeichnet ist für ihn etwas sehr wesentliches. Der Rhythmus verbindet den Kletterer mehr mit dem Felsen, der Natur und auch dem Seilpartner und er gewinnt eine grössere Sicherheit.

Es wurden bis jetzt an die 70 Routen zwischen 100 m und 800 m Wandhöhe und Schwierigkeiten zwischen dem dritten und siebtem Schwierigkeitsgrad (UIAA-Skala) entwickelt. Darunter befinden sich Routen die sehr gut abgesichert sind und Routen, die grösstenteils selbst abgesichert werden müssen. Informationen zu den Routen gibt es auf den Internetseiten www.arrampicata-arco.com (italienisch) und www.klettern-sarcatal.com (deutsch). Außerdem sind die Routen in dem Buch von Heinz Grill “Klettern im Sarcatal” beschrieben.

Heinz Grill im Kamin der “Via L’ombra e l’apparizione del mondo”

Der Piccolo Dain bei Sarche