Mein bergsteigerischer Werdegang

Am 24. November 1957 wurde ich in Neubeuern bei Rosenheim geboren. Von Kind an war ich fasziniert von der Natur und den Bergen. Mit den Eltern und später eigenständig lernte ich die Berge des Inntales, des Chiemgaues und der Berchtesgadener Alpen auf Bergwanderungen kennen.

Mit 16 Jahren habe ich begonnen zu klettern und ich kann mich noch gut an mein erstes Klettern an einem kleinen Felsturm am Heuberg erinnern. Von da an wurde das Klettern zu meiner bevorzugten Freizeitbeschäftigung. Ich erlebte noch das Ende der klassischen Zeit des Kletterns, wo noch mehr das Gesamterlebnis aus Zustieg, Kletterroute, Gipfel und Abstieg im Vordergrund stand. Es gab noch nicht den Bohrhaken im heutigen Sinne und es war nicht so wichtig, ob man einen Haken benützte oder nicht, sondern wie man ihn benützen muss, damit er nicht ausbricht. Mein Interesse galt fast immer den klassischen, alpinen Kletterrouten und ich konnte viele der damals schwierigsten Routen im Kaisergebirge, den Berchtesgadener Alpen oder an der Lalidererwand durchsteigen. Auch die Dolomiten, diese bezaubernde Felsenlandschaft, suchten wir oft auf. Neben Sebastian Thaler und Heiner Löber war in dieser Zeit auch Heinz Grill mein Ketterkamerad, der mich dann 25 Jahre später einladen sollte, mit ihm im Sarcatal neue Klettertouren zu erschliessen. Das reine Sportklettern hat mich nur kurze Zeit fasziniert und wenn, dann waren es auch hier mehr die alpinen Routen, denen das Interesse galt.

Da ich in meinem gelernten Beruf als Vermessungsingenieur nicht die passende Arbeit fand, entschloss ich mich zur Bergführerausbildung, die ich 1987 abschloss. Seit dieser Zeit bin ich in diesem Beruf tätig.

Es kam dann jener Tag, an den ich mich noch gut erinnern kann. Wir kletterten die Schlemmerrisse an der Fleischbank im Wilden Kaiser. Wir konnten diese Route im oberen siebten Schwierigkeitsgrad, die fast durchwegs selbst abgesichert werden muss, ohne Probleme hinter uns bringen. Aber an diesem Tag verspürte ich nach der gelungenen Unternehmung nicht die gewohnte Zufriedenheit und Freude. Auf dem Abstiegsweg beschäftigte mich die Frage nach dem Sinn und dem Wert des Kletterns. Ist es nicht ein sinnloses Tun, dieses Klettern, nur um der eigenen Selbstbestätigung willen? Auf diese Frage fand ich lange keine Antwort und kletterte nur noch wenig.

Die Suche nach einem tieferen Sinn des Lebens führte mich dann 1993 wieder mit meinem früheren Kletterfreund Heinz Grill zusammen, der inzwischen den von ihm so genannten “Neuen Yogawillen” begründet hatte. Die Spiritualität begann mich zu interessieren und ich machte bei Heinz Grill die Ausbildung zum Yogalehrer. Wir begannen auch wieder gemeinsam zu klettern. Für Heinz hatte das Klettern immer eine integrale Bedeutung, mit unvergänlichen Werten. Die Beziehung zu einem Berg, zur Wand oder zur Kletterroute und der damit verbundene Rhythmus und das tiefere Erlebnis waren und sind für ihn von wesentlicher Bedeutung. So lernte ich bei ihm eine für mich neue Dimension des Kletterns kennen, die auch ich entwickeln wollte und dem Klettern wieder einen Sinn gab.

Wie schon angedeutet hat mich dann 2004 Heinz eingeladen, mit ihm Kletterrouten zu erschliessen, die nach Idealen angelegt sind, die einer ganzheitlichen Sichtweise zugrunde liegen. Dies geschah zuerst im Sarcatal, wo inzwischen an die 70 Touren entstanden sind. In den letzten Jahren waren wir auch in den Dolomiten tätig. Die “Via Collaborazione” am Spiz di Lagunaz in den Pale di San Lucano hat dabei den Preis, der besten Erstbegehung des Jahres 2011 in den Dolomiten erhalten.

Für die Zukunft möchte ich dieses Kletterideal, das ich bei Heinz kennengelernt habe, weiter entwicklen und vor allem auch weiter an Interessierte vermitteln.

in der “Canto dell’Indria

in den Brentadolomiten